Dieses Projekt wurde am Mittwoch von den Staatsräten Didier Castella und Jean-François Steiert sowie Vertretern von Groupe E vorgestellt. Es besteht darin, einen Stollen zwischen dem Schiffenen- und dem Murtensee zu graben, wobei das Wasser in einem unterirdischen Kraftwerk turbiniert wird. Dadurch wird der Schutz von Fauna und Flora verbessert und gleichzeitig mehr Strom erzeugt als mit dem heutigen Kraftwerk.
Mehrere Varianten untersucht
Wasserkraftwerke beeinträchtigen häufig die natürliche Dynamik des Wassers. Sie haben in der Regel negative Auswirkungen auf die Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Das Bundesgesetz über den Gewässerschutz verlangt von den Betreibern, dass sie schwerwiegende Beeinträchtigungen durch solche Anlagen bis 2030 beseitigen. Für Schiffenen entwickelte Groupe E mehrere Sanierungsvarianten, die sie dem Kanton unterbreitete.
Schwall und Sunk bezeichnen die durch den Turbinenbetrieb verursachten Schwankungen der Wassermenge eines Flusses. Sie entsprechen dem Bedarf, den Verbrauch und die Produktion im Stromnetz auszugleichen. Zur Sanierung der Wasserkraftanlage von Schiffenen hat Groupe E drei detaillierte Varianten entwickelt:
> Schaffung eines 600'000 m3 grossen Beckens, das auf 125 Millionen Franken veranschlagt wird;
> Realisierung eines Beckens von 380'000 m3 und einer teilweisen Ableitung in den Niederriedsee, deren Kosten auf 250 Millionen Franken geschätzt werden;
> Ableitung der turbinierten Wassermenge in den Murtensee durch einen unterirdischen Stollen von 9 km Länge und 7,20 m Durchmesser für geschätzte 80 Millionen Franken zu Lasten des vom Bund verwalteten Fonds für die Sanierung der Wasserkraft. Dieses Projekt «Schiffenen-Morat» (ScheM) beinhaltet den Bau eines neuen unterirdischen Wasserkraftwerks auf der Trasse der Wasserleitung, um die 94 m Fallhöhe (doppelt so hoch wie das aktuelle Kraftwerk Schiffenen) zwischen den beiden Enden zu nutzen, um 100% erneuerbare Elektrizität zu erzeugen. Das gesamte Projekt wird zum jetzigen Zeitpunkt auf 350 Millionen Franken geschätzt.
Die Bewertung der drei Varianten durch die betroffenen Dienststellen des Staates Freiburg hat ergeben, dass das Projekt «Schiffenen-Murten» am wirksamsten ist, um die Auswirkungen der Schwall-Sunk-Anlagen in der Saane zu sanieren. Zudem ist es für den Sanierungsfonds am kostengünstigsten und das einzige Projekt, das einen energetischen Gewinn aufweist. Das Bundesamt für Umwelt unterstützt die Analyse des Kantons Freiburg. Die konsultierten Gemeinden, Kantone, Umweltverbände und anderen Interessengruppen haben keine Stellungnahmen abgegeben, die die Weiterführung des Projekts blockieren würden.
Der Staat fordert Gruppe E daher auf, die Entwicklung der Variante «Schiffenen-Morat» fortzusetzen und die Analysen zu vervollständigen, um ihre Auswirkungen auf die Umwelt unter Berücksichtigung der bei der internen Konsultation abgegebenen Empfehlungen zu bewerten. Die Arbeiten müssen vor Ende 2030 beginnen, um in den Genuss der finanziellen Unterstützung des Bundes zu kommen.
Migration von Fischen
Wasserkraftwerke stellen Hindernisse für die Fischwanderung dar, die für das Überleben der meisten Arten von entscheidender Bedeutung ist. Die für die Sanierung des Fischaufstiegs an der Staumauer Schiffenen gewählte Massnahme ist ein rechtsufriger Aufzug, der über einen technischen Kanal mit der Saane verbunden ist. Die Thematik des Fischabstiegs an grossen Stauwehren wurde noch nicht eingehend untersucht. Eine Arbeitsgruppe wurde vom Bund eingesetzt. Der Staat Freiburg wartet die Schlussfolgerungen der Studien ab, bevor er sich zur Wahl der besten Variante für die Sanierung des Fischabstiegs äussert.
Geschiebe
Das Geschiebe, d. h. die natürliche Verlagerung von Sand, Kies und Steinen im Wasser, wird durch Wasserkraftwerke und insbesondere durch Staudämme wie den Schiffenen-Staudamm gestört. Für die Entwässerung des Geschiebehaushalts der Anlage Schiffenen hat der Staat Freiburg Groupe E beauftragt, die Studien zu vervollständigen.
«Schiffenen-Murten», zusätzlicher Strom für 23'000 Haushalte
Das Projekt « Schiffenen-Murten» wird 280 GWh Strom pro Jahr produzieren, mehr als doppelt so viel wie das heutige Kraftwerk. Dank des höheren Gefälles wird die neue Anlage nach Abzug der Energiekompensationen an die nachgeschalteten Kraftwerke rund 100 GWh pro Jahr an zusätzlichem erneuerbarem und lokalem Strom liefern. Dieser Energiegewinn entspricht dem Verbrauch von fast 23'000 Haushalten, aber auch der Hälfte der Energieziele des Kantons Freiburg für 2030.