Das im 13. Jahrhundert erbaute Schloss Bulle beherbergt heute einzig noch das Oberamt des Greyerzbezirks, nachdem die Polizei und das Bezirksgericht Mitte der 2010er-Jahre umgezogen sind. Zahlreiche Flächen von sehr hohem Denkmalwert stehen somit leer.
Nach dem Umbau wird das Schloss mehrere Dienststellen der Kantonsverwaltung beherbergen. Auch werden mehrere Räume, die heute für die Öffentlichkeit kaum oder gar nicht zugänglich sind, so aufgewertet, dass sie besichtigt oder für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden können. Dies entspricht der Immobilienstrategie des Staats, der zum einen seine Verwaltung künftig möglichst in staatseigenen Gebäuden unterbringen will, um die Mietkosten zu senken, und zum andern sein Immobilienbestand aufwerten will, um es auch der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Das Schloss Bulle dient in diesem Zusammenhang auch als Pilotprojekt für die Bewirtschaftung der anderen Schlösser im Immobilienportfolio «Baudenkmal».
Das Siegerprojekt
Die Bewerbungsphase für den Architektur- und Ingenieurwettbewerb startete im Mai 2021. In der Folge wurden acht Teams für die eigentliche Wettbewerbsphase ausgewählt, die am 20. August begann und am 10. Dezember endete. Die im Januar zusammengetretene Jury entschied sich für das Projekt «LES VISITEURS» des Büros Aeby Aumann Emery Architectes in Freiburg, weil es sich durch eine funktionale und effiziente Organisation auszeichnet. Es bestätigt die Zweckmässigkeit des Programms für den Ort und integriert die neuen Nutzungen mit Feingefühl und auf kohärente Weise in die Räume von hoher historischer und räumlicher Qualität des Schlosses Bulle.
Die Aussenanlagen erinnern daran, dass die Gräben einst der Verteidigung dienten. Sie sind einfach gehalten, aber gepflegt und unterstreichen mit den zwei zusätzlichen Zugängen im Osten und im Süden, die den Hauptzugang ergänzen, den Willen, das Schloss für die Bevölkerung zu öffnen. Der Hof wird so zu einem zentralen städtischen Raum, dessen leicht identifizierbarer Haupteingang durch eine Eingangsschleuse führt, die den durchlässigen Charakter des Orts betont. Die Organisation der Räume auf der Ebene des Hofs bekräftigt den Charakter des Schlosses als offene Kulturstätte. Die verschiedenen Mediations- und Ausstellungsräume entfalten sich im südöstlichen Sektor und bieten eine interessante Flexibilität in der Nutzung. Das Angebot wird durch den gewölbten Keller im Norden vervollständigt, der mit dem Empfangsbereich verbunden ist.
Im 1. Stock kann die Galerie nach der Entfernung aller Trennwände wieder der horizontalen Verteilung dienen: Sie erschliesst die Räume des Amts für institutionelle Angelegenheiten, Einbürgerungen und Zivilstandswesen (IAEZA), den Hochzeitssaal im Norden sowie die Räume des Oberamts im Ost- und Südflügel. Der 2. Stock beherbergt die Räume des Grundbuchamts im Nordflügel des Schlosses, der einen schönen Blick auf die Stadt Bulle und ihren Marktplatz bietet.
Der Ostflügel im 2. Stock, der keine Öffnungen hat, ist wie geschaffen für die Archive des Grundbuchamts und des Oberamts, während die Archive des IAEZA, genauso nachvollziehbar, im anderen gefangenen Raum im oberen Erdgeschoss untergebracht sind. Im südlichen Teil des Dachgeschosses sind die Räume des Jugendamts (JA) vorgesehen, die sich insbesondere durch einen hochwertigen Empfangsbereich, der zu einem echten Spielplatz wird, auszeichnen.
Die Kosten für das Projekt werden derzeit auf 25 Millionen Franken geschätzt. Der Staatsrat und der Grosse Rat werden im Sommer 2022 über das Projekt entscheiden. Davon wird der Zeitplan für die Fertigstellung der Arbeiten abhängen.
Die öffentliche Ausstellung der acht Projekte im Schloss Bulle dauert bis zum 27. Februar. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 17.00 bis 19.00 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 10.00 bis 12.00 Uhr.