Der Preis Migration und Arbeit geht zum ersten Mal an einen Arbeitgeber aus dem Broyebezirk. Der siebte Gewinner dieser mit 5000 Franken dotierten Auszeichnung, die von der Kommission für die Integration der Migrantinnen und Migranten und für Rassismusprävention (KMR) verliehen wird, ist das Réseau Santé Social de la Broye Fribourgeoise (RSSBF). Leitung und Personal des RSSBF haben den Preis am Freitagmorgen von Staatsrat Romain Collaud und vom Präsidenten der KMR Patrice Borcard in Empfang genommen. An der Veranstaltung waren unter anderem der Oberamtmann des Broyebezirks Nicolas Kilchoer und die Mitglieder der KMR anwesend.
«Dieses Jahr wird ein bemerkenswerter Preisträger ausgezeichnet. Indem das RSSBF die Diversität, die Integration des Personals mit Migrationsgeschichte und den Kampf gegen Diskriminierung proaktiv angeht, schlägt das Netzwerk mehrere Fliegen mit einer Klappe: es würdigt die Vielfalt und das Potenzial der Mitarbeitenden; es beugt Rassismus vor; es schafft ein Arbeitsklima, das auf gemeinsamen Werten wie Wohlwollen und Gleichbehandlung aufbaut und es lindert den Fachkräftemangel, indem es ein respektvolles und anregendes Arbeitsumfeld fördert», lobte Patrice Borcard an der Preisverleihung.
Altersgesundheit – ein entscheidendes Rädchen im Getriebe der Gesellschaft
«Mit dem RSSBF zeichnet die KMR eine agile und vorbildliche Institution aus, einen sozioökonomischen Akteur, der für das Funktionieren der Region und die Pflege von Seniorinnen und Senioren unverzichtbar ist», betonte Staatsrat Romain Collaud. Der Gemeindeverband der Broye, der unter anderem für drei Pflegeheime, ein Tagesheim und die spitalexterne Krankenpflege zuständig ist, wurde 2020 gegründet. Er beschäftigt an mehreren Standorten insgesamt 425 Mitarbeitende, darunter ein Drittel mit Migrationsgeschichte.
Der Titel der Bewerbung des RSSBF fasst seinen Ansatz bestens zusammen und lässt sich wie folgt übersetzen: «Die Vielfalt multikultureller Kompetenzen in der Pflege – Herausforderungen des Arbeitgebers bei der Förderung einer nachhaltigen Integration». Um diese Herausforderungen zu bewältigen, hat das RSSBF unter anderem folgende Massnahmen umgesetzt: Schulung der Mitarbeitenden zum Thema rassistische Diskriminierung und Diversität; Teilnahme der Bewohnerinnen und Bewohner und des Personals an der Woche gegen Rassismus 2023; Umsetzung einer Diversitäts-Charta; Unterstützung von ausländischen Mitarbeitenden im Ausbildungsprozess.
Reaktion auf Fachkräftemangel
Im Bereich der Alterspflege besteht heute ein ausgeprägter Personalmangel. Dieses Problem wird sich mit zunehmender Alterung der Gesellschaft noch verschärfen. Die Anstellung ausländischer Fachkräfte stellt eine Lösung dar, die auch das RSSBF gewählt hat. Rund ein Drittel seiner Mitarbeitenden haben einen Migrationshintergrund.
«Ohne die Unterstützung der Ausländerinnen und Ausländer, die vor allem aus Ländern des südlichen Europas wie Portugal stammen, wäre es schwierig, unsere Aufgabe zu erfüllen. Um den Fachkräftemangel bewältigen zu können, müssen wir ein Arbeitsumfeld schaffen, das auf Respekt und Nichtdiskriminierung basiert und in dem Potenziale und Diversität gewürdigt werden», erklärt die Leiterin des RSSBF.
Besondere Erwähnung der GIBS
Die Jury der KMR hat an der Preisverleihung ausserdem die Gewerbliche und Industrielle Berufsfachschule (GIBS) mit einer besonderen Erwähnung und 1000 Franken ausgezeichnet. Die Direktion der GIBS hat in den Integrationsklassen für spät zugewanderte 16- bis 25-Jährige ausserordentliches Engagement bewiesen, um den zahlreichen Jugendlichen eine aussichtsreiche berufliche Zukunft zu ermöglichen. Dies geschah namentlich vor dem Hintergrund der in der Ukraine und in anderen Weltgegenden und ihrer erheblichen Migrationseffekte. Zwischen 2021 und 2023 stieg die Zahl der Jugendlichen, die eine Integrationsklassen besuchten, von 115 auf 279 an.
«Die Direktion der GIBS hat es geschafft, ihr Angebot zwischen 2022 und 2023 in Rekordzeit an die beträchtliche Zuwanderung junger Menschen aus dem Ausland anzupassen – Ukraine, Asylwesen, unbegleitete Minderjährige, europäische Wirtschaftsmigration – und hat flexibel, kreativ und entschlossen auf eine komplexe Situation reagiert. Mit ihrem vorbildlichen Engagement gibt die GIBS jungen Migrantinnen und Migranten die einmalige Chance, sich im Kanton Freiburg sozial und beruflich nachhaltig zu integrieren. Davon profitieren alle: die jungen Migrantinnen und Migranten, die Aufnahmegesellschaft und die Wirtschaft», zeigte sich Patrice Borcard, der Präsident der KMR, überzeugt.