Es war im Jahr 1920, als Paul Aebischer zufällig mehrere Dutzend Fragmente von Theaterstücken entdeckte. Als er nach Unterlagen für seine Doktorarbeit über die Ursprünge und die Bildung der Freiburger Familiennamen suchte, konsultierte er ein Verzeichnis von Landanerkennungen (ein Urbar, in der Westschweiz "grosse" genannt) von Saint-Aubin aus dem Jahr 1522, dessen Pappeinband eine unglaubliche Überraschung bieten sollte: Er bestand aus mehreren Papieren und Drucken, die in gotischer Schrift verfasst waren und aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammten. Paul Aebischer hatte gerade die seltenen „pièces comiques vaudoises“ in die Hände bekommen, die einst als Einband für ein Freiburger Urbar gesammelt worden waren. Der Archivbestand „Littérature Paul Aebischer“ war geboren (heute als „AEF, Littérature“ bezeichnet).
Hundert Jahre später startete ein Team von Forscherinnen der Universität Lausanne, Estelle Doudet und Natalia Wawrzyniak, ein Forschungsprojekt, das den „ersten Theatern der Romandie“ gewidmet war. Ziel war es, die Entwicklung der Theaterpraxis in der heutigen Westschweiz zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert zu dokumentieren. Bei dieser Gelegenheit wurden die einst von Paul Aebischer entdeckten Stücke einer erneuten Prüfung unterzogen und neu untersucht. Diese Arbeit ermöglichte es, die Informationen über diese außergewöhnlichen Dokumente zu ergänzen und manchmal zu korrigieren.
Die Zusammenarbeit zwischen dem StAF und dem Lausanner Team führte zur Erstellung eines sehr umfassenden Verzeichnisses und zur Digitalisierung des gesamten Bestandes, der nun vollständig online auf friXplore einsehbar ist.
Was die Ergebnisse des Forschungsprojekts zum Westschweizer Theater betrifft, so wurden sie in der Datenbank Prethero zusammengefasst: Wawrzyniak, N., Doudet, E., Rivoal, M., Premiers théâtres romands [Datenbank] (DaSCH), https://meta.dasch.swiss/projects/0119.