Manche sind Gedenkkreuze zu Ehren von Bergsteigerinnen oder Bergsteigern, die zu Tode stürzten, oder unter Alpinist/innen einen hohen Ruf geniessen. Seit dem Ende der 1990er Jahre stellen Jugendliche, die sich vermehrt der Spiritualität zuwenden, teils kühn gestaltete Freundschaftskreuze auf, um Gemeinschaftssinn, gegenseitige Achtung und Beherztheit zu würdigen. Zu manchen Kreuzen wird jedes Jahr eine Wallfahrt unternommen, um die Weitergabe dieser Werte an die folgenden Generationen zu ermöglichen. Jedes Kreuz steht unter dem Schutz eines «Wächters», der Reparaturen vornimmt, das Buch ersetzt usw.
Mit der Errichtung eines Kreuzes ist gewöhnlich seine Weihe verknüpft. Befreundete Musiker/innen und Sänger/innen nehmen an der Feier teil. Eine Büchse, die am Kreuz oder in dessen Nähe befestigt ist, enthält ein Buch oder Heft, eine Art meteorologisches oder poetisches Repertoire, in das sich die Besucher/innen eintragen sowie Mitteilungen und Botschaften notieren können. Als ideales Kommunikationsmittel bietet es die Möglichkeit, Sorgen, Leiden und Nöte zu verzeichnen, um auf diese Weise Erleichterung zu finden.
Bergkreuze sind mit anderen religiösen Wegmarken und Andachtsorten verwandt wie Kreuzwegen, Kapellen, Betstöcken oder Grotten. Im Freien oder in Bergkapellen gefeierte Gottesdienste werden immer beliebter, da sie den Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, sich in der Gemeinschaft und auf naturnahe Weise zu ihrem Glauben zu bekennen.
Alpkreuze, Gedenkkreuze, Freundschafts- oder Gemeinschaftskreuze zeugen von einem engen Bezug der Menschen zur Spiritualität. Das Gebirge strahlt Majestät und Erhabenheit aus. Seine Welt lädt in aller Demut zur Erhebung ein. Das christliche Symbol des Kreuzes deutet Universalität an. Als Verbindung zwischen Himmel und Erde verweist es auf die Ursprünge. In seiner Horizontalität stellt es den gemeinsam zurückgelegten Weg der Menschen dar, die in vertikalem Aufschwung sowie in gegenseitiger Achtung und Beherztheit zueinanderfinden. Mit seiner Präsenz im Gebirge wirkt das Kreuz heute mehr als früher vereinigend, es tröstet und spendet Hoffnung und Vertrauen. Davon künden die Botschaften in den Büchern zu seinen Füssen. In kultureller Kontinuität und gemäss einer Tradition der Alpenregionen wacht das Kreuz über die Menschen, die ihrerseits über es wachen.
Text : Denise Sonney und Isabelle Raboud-Schüle
Übersetzung : Hubertus von Gemmingen
Für weitere Informationen
- GACHOUD, François, Sagesse de la Montagne, Saint-Maurice, Saint-Augustin, 2007.
- Guide des Préalpes fribourgeoises, Club Alpin Suisse, 1991.
- METZKER P., Randonnées en montagne, Jura – Fribourg – Vaud, Club Alpin Suisse, 2008.
- SAMIVEL, Hommes, Cimes et Dieux, Paris, Arthaud, 2005.
- SONNEY, Denise, Présence sur la montagne en Terre fribourgeoise, Fribourg, La Sarine, 2012.