Der anerkannte genetische Wert der in Bulle präsentierten Stiere macht aus ihnen «die besten Vertreter des Landes der Milchrassen Simmental, Swiss Fleckvieh, Red Holstein und Holstein» (offizielle Website). Der Zuchtstiermarkt von Bulle ist somit ein unverzichtbarer Umschlagplatz für Zuchtstiere der Milchrassen, wobei auch vor und nach der Veranstaltung Geschäftsabschlüsse stattfinden.
Fernab vom Scheinwerferlicht fasziniert und prägt die Kraft des Stiers die alten Legenden; eine von ihnen erzählt von der Angst, die ein «Stier mit feurigen Nüstern» in Bulle auslöste. Sie könnte eine mögliche Erklärung für die Ursprünge des Stadtwappens sein. Ohne die uralte Verbundenheit mit diesem männlichen Tier zu leugnen, hatte der Zuchtstiermarkt seit seinen Anfängen 1899 einen kommerziellen Zweck für Züchtende und Zuchtgenossenschaften, die damals für den Erwerb gemeinsamer Stiere gegründet worden waren. Um die Auswahl zu erleichtern, wurde anlässlich des Dionysmarkts ein Wettbewerb durchgeführt, um «die besten Stiere der Freiburger Schwarzfleckrasse in möglichst grosser Zahl zu vereinen». Um allzu grosses Gedränge zu vermeiden, wurde zunächst die Place du Petit Marché für die Stiere zur Verfügung gestellt. 1901 wechselten diese auf die Place du marché au bétail. Ab 1908 stand eine Markthalle zur Verfügung, die aber auch rasch zu klein wurde. 1957 richtete die Gemeinde die Place des Albergeux ein, und weitere Verbesserungen fanden statt bis zum Bau des Espace Gruyère im Jahr 1998.
Wie der Ort haben sich auch die ausgestellten Stiere und das Veranstaltungsprogramm mit den Fortschritten der Genetik und dem Wandel der sozio-ökonomischen und historischen Verhältnisse stark verändert. Zu den rein kommerziellen Zielen der Anfänge kamen die Bemühungen um die Verbesserung der Rassen hinzu. Marketing und verschiedene Events tragen zur Zukunftssicherung eines Marktes bei, der in seinem Bereich zu einer Institution geworden ist.
Anmerkungen
Die Züchter von Rotfleckvieh verkauften ihre Stiere in Ostermundigen, bis diese Rasse 1905 für den Zuchtstiermarkt in Bulle zugelassen wurde. Diese Entscheidung erleichterte die Arbeit der Züchter, die sich nun nicht mehr nach Bern begeben mussten.
Alljährlich finden im Espace Gruyère in Bulle zudem im März oder April die Expo Bulle und im Dezember die Junior Bulle Expo statt.
Text : Florence Bays
Übersetzung : Hubertus von Gemmingen
Für weitere Informationen
- DROUX, Bertrand und PHILIPONA, Jean-Charles : 100 ans de passion pour le taureau, Grangeneuve, 1999.