Der neue Jahresband der Freiburger Hefte für Archäologie (FHA) trägt in beachtlicher Weise zu unseren Bestrebungen zur Bewahrung des archäologischen Erbes bei. Er stellt das Ergebnis der Zusammenarbeit zahlreicher Fachleute – Techniker/innen und Wissenschaftler/innen – aus den fünf Sektoren des AAFR dar: Archäologie und Territorium, Ur- und Frühgeschichte, römische Epoche und Spätantike, Mittelalter und Bauarchäologie sowie Sammlungen, Dokumentation und Information.
Zum Jahresende 2021 haben 15% der Mitarbeiter des Amtes ihr Recht auf den verdienten Ruhestand geltend gemacht. Mit diesen Personalabgängen gingen viele Kompetenzen sowie vielseitige und langjährige Erfahrungen verloren. Bei einigen Beiträgen in diesem Band handelt es sich um die letzten dieser Personen, die so viele Prospektionen, Sondierungen, Ausgrabungen, Bauanalysen, Baubegleitungen, Studien und Aufwertungsprojekte durchgeführt haben. Im Namen des AAFR und des Staates Freiburg sei ihnen für ihren wichtige Arbeit Beitrag, den sie in den letzten Jahrzehnten zur Bewahrung der kantonalen archäologischen Kulturgüter geleistet haben, herzlich gedankt.
Die Fackel wird nun an die zahlreichen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergereicht, die in den letzten Monaten eingestellt wurden. Sie werden die Aufgabe in einem äusserst dynamischen und herausfordernden Umfeld weiterführen: Erholung von der Gesundheitskrise, hohes Tempo bei der territorialen Entwicklung und der Umsetzung grosser kantonaler oder kommunaler Bauprojekte, Digitalisierung und langfristige Sicherung der Dokumentenbestände, sich verändernde Öffentlichkeitserwartungen, usw. Neben der Beschäftigung mit rein archäologischen Problemstellungen wird das AAFR auch weiterhin innovative Lösungen zur noch besseren Erfüllung seiner Aufgaben erarbeiten: Optimierung der Feldarbeit, der Betreuung des Fundmaterials und der Sammlungsverwaltung durch Digitalisierung, die Systematisierung von Auswertungen zur Stärkung der Forschung, die Bereitstellung von Informationen und Dokumentationen, die im Rahmen von Netzwerken gesichert werden, die aktive Beteiligung an der Inwertsetzung von Projekten, die von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden, die Schaffung von Synergien mit anderen kantonalen oder nationalen Institutionen, der Brückenschlag zwischen der Archäologie und anderen Fachbereichen, usw.
Zunächst aber möchte das AAFR den Leserinnen und Lesern der neusten Ausgabe der FHA Einblicke in die vielfältigen Aktivitäten und die gewonnenen Erkenntnisse des Jahres 2021 gewähren. Der erste Teil der FHA, der sich an eine breite Leserschaft richtet, umfasst einen kalenderblattartigen Jahresrückblick, der die Vielfalt der Interaktionen illustriert, sowie fünf farbig illustrierte Kurzbeiträge, die eine Bilanz der archäologischen Interventionen im Kantonsgebiet ziehen sowie interessante Neuigkeiten bieten. In den Fachartikeln in der zweiten Hälfte des Heftes werden zunächst ein typisches Trachtelement aus der späten Bronzezeit näher beleuchtet, die in der Nähe von Murten ausgegrabenen Gruben aus der Jüngeren Eisenzeit besprochen sowie die anspruchsvolle Restaurierungsarbeit an einem Schmuckstück aus der Merowingerzeit vorgestellt. Weitere Studien bieten die Möglichkeit, Ihr Wissen über das Mittelalter zu vertiefen. So können Sie die Entwicklung der weitläufigen mittelalterlichen Stadtbefestigung von Freiburg verfolgen, die Überreste der Stadtmauer auf der Halbinsel Auge erkunden, das Gebäude des HR Giger Museums in der Grafenstadt Greyerz unter die Lupe nehmen und schliesslich die Entwicklung des Städtchens Murten anhand der im Untergeschoss eines Hotels erfolgten Untersuchungen nachzeichnen.
Der reichhaltige Inhalt dieses Bandes der Freiburger Hefte für Archäologie stellt nicht nur eine weitere Referenz für die archäologische Fachliteratur dar. Es ist auch ein Heft voller Einladungen: eine Einladung zu einer Zeitreise (mit sehr günstiger CO2-Bilanz), eine Einladung dazu, das archäologische Erbe zu entdecken, das allen Bürgerinnen und Bürgern des Kantons gehört, und festzustellen, dass unsere heutigen Errungenschaften stets auf denen unserer Vorfahren gründen. Und nicht zuletzt ist es eine Einladung dazu, zu verstehen, dass die von uns eingeatmete Luft von anderen vor uns ausgeatmet wurde und dass die von uns ausgeatmete Luft von zukünftigen Generationen wieder eingeatmet wird. Das gesamte Team, das sich für die Freiburger Archäologie einsetzt, freut sich, mit Ihnen die Luft vergangener Zeiten einzusaugen und wünscht Ihnen eine sehr angenehme Lektüre.