Die im 11. /12. Jahrhundert errichtete Kirche Sankt Michael in Heitenried wurde sorgfältig ausgestaltet (Mörtelboden, Sitzbänke und Chorschranke) und war für ein ländliches Gotteshaus dieser Zeit ungewöhnlich gross. Die Lage der Kirche unterhalb des Schlosses legt einen engen Zusammenhang zwischen diesen beiden Gebäuden nahe, was an eine herrschaftliche Gründung denken lässt. Die archäologischen Untersuchungen ermöglichten es, die bauliche Entwicklung der Kirche nachzuzeichnen und die Veränderungen der liturgischen Ausstattung zu verfolgen.
Zahlreiche Bestattungen wurden ab dem 11. Jahrhundert um die Kirche herum und ab dem 16. Jahrhundert auch im Inneren der Kirche angelegt. Die letzte Grablegungsphase nach dem Umbau von 1626 umfasst fast ausschliesslich Bestattungen perinatal oder sehr früh verstorbener Kinder, was an die sog. sanctuaires à répit (répit = Aufschub) erinnert, Wallfahrtsstätten, an denen ungetauft verstorbene Kinder auf wundersame Weise kurzzeitig zum Leben erweckt wurden, um die Taufe zu empfangen und danach in geweihter Erde bestattet zu werden.
In den Gräbern und angrenzenden Aufschüttungen wurden Rosenkränze und Medaillen aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie 429 Münzen gefunden, die zwischen dem 13. und 19. Jahrhundert geprägt wurden. Eine Besonderheit stellen die zahlreichen Freiburger Kleinmünzen des 18. Jahrhunderts dar, die bislang nur im Kanton Freiburg gefunden wurden.
Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung erscheint dieser 30. Band der monografischen Reihe Freiburger Archäologie im neuen digitalen Gewand, das mit dem 2020 herausgegebenen Band 27 eingeführt wurde und Forschungsergebnisse in möglichst hochwertiger und zugänglicher Form präsentiert. So wird dieser Band nicht in gedruckter und kostenpflichtiger Version veröffentlicht: Um die mit öffentlichen Geldern finanzierten wissenschaftlichen Erzeugnisse kostenlos und schnell an verschiedene Zielgruppen zu vermitteln (Open Science-Grundsätze), können die Monografien der Freiburger Archäologie frei heruntergeladen werden und ihre digitale (Weiter-)Verbreitung wird gefördert.
Die Monografie ist über folgenden Link zugänglich Monografien des Amtes für Archäologie oder über die Seite von Fri-Memoria, einer Plattform, die das schriftliche, gedruckte, audiovisuelle oder digitale Freiburger Kulturerbe vereint.
Die Vernissage mit anschliessendem Apero findet am Freitag, den 19. Januar 2024 um 18:00 Uhr im Vereins- und Kulturhaus in Heitenried (neben der St. Michaels Kirche) in Anwesenheit des Kantonsarchäologen Reto Blumer und der Autorenschaft der Monografie, Jacques Bujard und Anne-Francine Auberson, statt. Die Präsentationen werden auf Deutsch gehalten.