Besser wäre vielleicht von Mariengrotte zu sprechen, denn nicht überall dient die Grotte von Lourdes als Vorbild. Es waren aber wohl Lourdes-Pilger/innen, welche die Idee hatten, das Geschehen von Lourdes zuhause zu kopieren. Vielerorts gab es natürliche Grotten oder Felsen, die sich dafür eigneten. Wo dies nicht der Fall war, wurden sie künstlich nachgebaut. Die Lourdesgrotten sind ausgestattet mit einer Statue der Jungfrau Maria und der Seherin Bernadette Soubirous. Fehlen darf auch ein kleiner Wasserlauf nicht, der an das heilende Wasser in Lourdes erinnert.
Die meisten Grotten sind nicht direkt mit einer Pfarrei verbunden. Es sind Vereine oder Privatpersonen, die sie erstellt haben und sich eine Ehre daraus machen, sie zu pflegen.
Felsgrotten mit einem Wasserquell haben etwas Archaisches an sich. Dies ist den Besuchern, die Lourdesgrotten heute oft in Scharen aufsuchen, wohl nicht bewusst. Grotten laden zum persönlichen Gebet und zur ruhigen Betrachtung ein. Die Ex Votos und die Andachtskerzchen sind Zeichen dieser Volksfrömmigkeit. Der Erlös aus dem Kerzenverkauf wird für den Unterhalt der Grotte oder als Mess-Stipendium eingesetzt. Die Lourdesgrotten werden vor allem an Marienfesten (wie dem 15. August: Maria Himmelfahrt) aufgesucht. Vielerorts (z.B. Jaun) findet nach dem Vorbild in Lourdes eine Lichterprozession statt.
Die nachweislich ältesten Lourdesgrotten stehen in Giffers und La Roche. Sie wurden 1902/03 errichtet und gehen auf die Initiative von Jules Pugin, des damaligen Pfarrers in Giffers zurück. In der Folge entstanden sowohl im französisch- wie im deutschsprachigen Teil des Kantons Lourdesgrotten. Die grösste steht in Grandvillard; sie wurde 1958 zum 100-Jahr-Jubiläum der Erscheinungen in Lourdes errichtet. Eine eher skurrile Gestalt nimmt eine Lourdesgrotte jeweils zur Winterzeitzeit in den Eispalästen in der Nähe von Schwarzsee an. Aber es funktioniert. Die Besucher/innen halten inne und zünden Kerzchen an. Jeweils zur Weihnachtszeit dient die sehr romantisch an der Ärgera gelegene Lourdesgrotte von Plasselb als Kulisse für ein Krippenspiel mit lebenden Personen und Tieren.
Text : Anton Jungo
Für weitere Informationen
- ARBOGAST, Mathias : "Lourdesgrotten in Deutschfreiburg", Teil 1 in : Freiburger Volkskalender 95 (2004), S. 90-96 ; Teil 2 in: Freiburger Volkskalender 96 (2005), S. 52-60.
- ANDEREGG, Jean-Pierre : Une histoire du paysage fribourgeois/Freiburger Kulturlandschaften. Freiburg, 2002, S. 355 (Verzeichnis Mariengrotten)
- NEUHAUS, Willy : 100 Jahre Grotte Giffers 1902 -2002. Festschrift ohne weitere Angaben.