Das Hochwasser startet am 3. Oktober gegen 2 Uhr morgens mit der schrittweisen Öffnung der beiden Schleusen der Staumauer von Rossens. Der Wasserstand wird allmählich ansteigen, der maximale Durchfluss wird dabei 220 m3/s betragen, was beinahe dem 100-fachen der regulären Abflussmenge entspricht. Auch die Schleusen der Staumauer Magere Au werden geöffnet, um die Wasserableitung zu ermöglichen. Unterhalb der Staumauer von Schiffenen wird der Durchfluss auf 185 m3/s steigen (statt der üblichen Schwankungen zwischen 5 und 135 m3/s), eine Öffnung der Schleusen ist jedoch nicht erforderlich. Der Durchfluss an der Staumauer von Rossens wird ab Mittag stufenweise reduziert und normalisiert sich gegen 20 Uhr.
Sanierungspflicht
Das durch die Kantons- und Bundesbehörden genehmigte künstliche Hochwasser als Pilotprojekt erfolgt im Rahmen der Sanierung des Geschiebehaushalts zwischen Rossens und Hauterive gemäss dem Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer. Infolge der im November 2020 angeordneten Sanierungspflicht beaufsichtigt Groupe E Untersuchungen, um die Umweltdefizite in Zusammenhang mit den Tätigkeiten zur Stromerzeugung zwischen Rossens und Hauterive zu evaluieren und Sanierungsziele für das Geschiebe unterhalb der Staumauer von Rossens zu definieren. Erste Analysen erfolgten anlässlich der künstlichen Hochwasser 2016 und 2020, der natürlichen Hochwasser im Sommer 2021 und im Mai 2022 sowie einem künstlichen Hochwasser als Pilotprojekt mit einem Durchfluss von 75 m3/s.
Rund 1200 m3 Kies wurden dem Jaunbach, auf Höhe von Charmey, entnommen und im Flussbett unterhalb der Staumauer von Rossens aufgeschüttet. Rechnet man die im September 2022 erfolgte Aufschüttung hinzu, wurde das Gewässer mit insgesamt rund 2700 m3 Kies befüllt. Dieses Geschiebe anlässlich des Hochwassers am kommenden Dienstag soll es ermöglichen, die Erosion im Bett der Saane nach und nach auszugleichen, die Wiederanbindung der Auenterrassen zu forcieren, das Gewässer durch Beseitigung der Algen zu reinigen und die Bedingungen für die Fischfauna zu verbessern. Das Ziel besteht darin, diesen Flussabschnitt zu revitalisieren, ihn in einen möglichst naturnahen Zustand zu versetzen und die Biodiversität zu fördern.
Wertvolle wissenschaftliche Daten
Auch ein Monitoring ist vorgesehen. Die gesammelten wissenschaftlichen Daten werden es ermöglichen, die Effizienz der verschiedenen Durchflüsse zu bewerten und die in der demnächst bei den Behörden eingereichten Variantenstudie vorgeschlagenen Sanierungsmassnahmen zu konkretisieren. Die Direktion für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt (RIMU) sowie das Bundesamt für Umwelt bestimmen anschliessend die Massnahmen, die es zu entwickeln gilt. Groupe E arbeitet mit Expertinnen und Experten und den Dienststellen des Kantons zusammen, um dieses Projekt erfolgreich umzusetzen. Die Umweltorganisationen und die Freiburger Fischerinnen und Fischer werden über den Fortschritt dieser Studien informiert.
In der Freiburger Unterstadt sollte der an der Staumauer Magere Au eingeleitete Durchfluss knapp 130 m3/s erreichen. Die Schleusen werden schrittweise entsprechend der Durchflusserhöhung in der Saane geöffnet. Das Wasserkraftwerk Oelberg wird unter voller Auslastung arbeiten. Unterhalb von Schiffenen wird das Hochwasser von Rossens zudem genutzt, um die Auswirkung eines Durchflusses von 185 m3/s auf das Geschiebe zu bewerten, das in Höhe von Laupen durch die Sense natürlich eingetragen wird. Auch dieser Versuch wird mit dem Kanton Bern koordiniert. Er basiert auf den Empfehlungen des Berichts zur Geschiebesanierung, der im Juni an die Freiburger und Berner Behörden übergeben wurde. Vor und nach dem Hochwasser erfolgt eine Kontrolle zur Effizienzbewertung.
Mahnung zur Vorsicht
Groupe E wird in Zusammenarbeit mit den Dienststellen der Kantone Freiburg und Bern alle erforderlichen Massnahmen ergreifen, um die Risiken für die Bevölkerung und die Umwelt zu beschränken. Der Wasserstand der Saane könnte in den Bereichen des stärksten Hochwassers, zwischen Rossens und unterhalb der Staumauer von Schiffenen, erheblich ansteigen. Nutzerinnen und Nutzer des Gewässers sowie Passantinnen und Passanten werden aufgefordert, während des Tages besonders vorsichtig zu sein und sich vom Flussbett, auch unterhalb der Staumauer von Schiffenen, fernzuhalten.
Keine Auswirkung auf Stromrechnung
Die für das Hochwasser eingesetzte Wassermenge liegt bei über sechs Millionen Kubikmeter und entspricht rund 1250 MWh Strom, d. h. dem Jahresverbrauch von rund 240 Haushalten. Der gesamte Energieverlust wird vom Bund über den durch das BAFU verwalteten Sanierungsfonds übernommen. Das Hochwasser hat daher keinerlei Auswirkung auf die Stromrechnung und stellt, wie geplant, keine Gefahr für die Versorgungssicherheit der Kundinnen und Kunden von Groupe E dar.
Durch die enge Mitwirkung an der Umsetzung der gesetzlich definierten Massnahmen bezeugt Groupe E ihren Willen, ein Gleichgewicht zwischen der heimischen Produktion erneuerbarer und nachhaltiger Energie, dem Schutz vor Naturgefahren und dem Umweltschutz zu finden.