Der Verband CARA stellt der Bevölkerung und den Leistungserbringern aus dem Gesundheitswesen seit dem 31. Mai 2021 kostenlos eine hoch gesicherte eHealth-Plattform zur Verfügung, auf der das elektronische Patientendossier (EPD) gehostet wird. Ein Jahr nach der Lancierung in der Westschweiz haben 7457 Personen ein EPD eröffnet und 909 Gesundheitseinrichtungen haben sich CARA angeschlossen, um Gesundheitsunterlagen mit den Patientinnen und Patienten zu teilen. CARA ist sich dessen bewusst, dass das eine bescheidene Entwicklung ist, und will daher noch einen Zahn zulegen.
Während der ersten zwölf Monate seit der Inbetriebsetzung der eHealth-Plattform hat CARA diesen Service kontinuierlich verbessert, insbesondere um den Zugriff zu vereinfachen. Die meisten Spitäler und Kliniken können im EPD Dokumente ablegen und immer mehr Fachpersonen aus dem ambulanten Bereich beteiligen sich ebenfalls an diesem System. Die ersten Erfahrungen mit dem Teilen von Dokumenten konnten bereits gemacht werden – den Feedbacks zufolge mit offenkundigen Vorteilen für die Patientinnen und Patienten und deren Angehörige. Die Genferinnen und Genfer, dir zuvor das System MonDossierMédical.ch genutzt hatten, konnten ihre Dokumente in ihr neues CARA-EPD übertragen. Inzwischen stellen alle Kantone ihrer Bevölkerung kostenlos ein elektronisches Identifikationsmittel zur Verfügung. Dieses digitale Instrument ist für einen gesicherten Zugriff auf die Plattform CARA unverzichtbar.
Alle Spitäler und Privatkliniken, die wichtigsten Spitex-Organisationen sowie Apotheken und Alters- und Pflegeheime der Mitgliedskantone beteiligen sich bereits am EPD von CARA. Die Arztpraxen machen sogar zwei Drittel der angeschlossenen Leistungserbringer aus. Diese Vielzahl und Vielfalt steigern die Attraktivität des Systems. Im ersten Jahr der EPD-Einführung hat sich eine richtige Dynamik entwickelt – nun steht einem breitflächigen Roll-out des EPD in der Westschweiz nichts mehr im Wege.
Eine hoch gesicherte Plattform
Die Sicherheit der Informationen, die CARA anvertraut werden, hat oberste Priorität. Die Daten des EPD werden verschlüsselt und in der Schweiz auf dezentralisierten Servern gehostet. Sie können nur von Personen, die von der Patientin oder vom Patienten zum Zugriff berechtigt wurden, eingesehen werden. Hierzu ist eine doppelte Authentifizierung erforderlich. Das EPD wird durch ein zertifiziertes elektronisches Identifikationsmittel geschützt. Damit kann gewährleistet werden, dass nur eindeutig identifizierte Personen auf die Daten zugreifen. Das EPD von CARA ist zertifiziert und entspricht über 450 bundesrechtlichen Anforderungen. Zusätzlich zu den gesetzlich vorgesehenen Sicherheitstests führt CARA eigene unabhängige Penetrationstests auf Sicherheitsschwachstellen durch. Der Verband hat ein Überwachungssystem eingeführt, mit dem jeder versuchte unerlaubte Zugriff in Echtzeit festgestellt werden kann und gegebenenfalls Massnahmen ergriffen werden können, damit Hacker keinen Zugriff auf die Daten erhalten. Die angeschlossenen Gesundheitseinrichtungen verpflichten sich zum Einhalten der grundlegenden Sicherheitsregeln (Antivirusprogramm, Firewall, regelmässige Updates usw.). Ausserdem sensibilisiert CARA die Nutzerinnen und Nutzer dafür, die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.
Nötige Verbesserungen
Aus den Erfahrungen, die CARA in diesem ersten Betriebsjahr machen konnte, lassen sich einige Optimierungen ableiten. Im Übrigen setzt sich CARA für eine Vereinfachung des auf nationaler Ebene eingeführten Systems ein. Die Massnahmen, die der Bundesrat am 27. April hinsichtlich einer Revision des Bundesgesetzes über das elektronische Patientendossier (EPDG) angekündigt hat, gehen in die Richtung der Vorschläge von CARA. Die im aktuellen Gesetz vorgesehene Kompetenz- und Aufgabenteilung ist zu optimieren, namentlich durch die Schaffung einer zentralen EPD-Infrastruktur der regionalen Stammgemeinschaften, sowie durch eine vereinfachte Integration dieser Infrastruktur in die Systeme, die von den Gesundheitsfachpersonen genutzt werden. CARA schliesst sich auch den Vorschlägen der SGK-N an, deren Motion[1] am kommenden 11. Mai behandelt werden soll.
Die gemachten Erfahrungen zeigen klar die Vorteile des Projekts der fünf Mitgliedskantone von CARA auf. Die Dynamik eines Service public von CARA ermöglicht, verschiedenste Akteure rund um ambitiöse Ziele aus dem Gesundheitswesen zu vereinen. Die Kantone sind zuversichtlich, dass sie die Effizienz ihres Gesundheitssystems steigern können, indem insbesondere die Patientinnen und Patienten stärker in ihre eigene Gesundheitsversorgung involviert werden und die interprofessionelle Zusammenarbeit verbessert wird. Um diese tiefgreifende Veränderung des Systems voranzutreiben, investieren die Mitgliedskantone von CARA in eHealth.
Über das EPD hinaus stellt CARA den Gesundheitsfachpersonen ein hoch gesichertes Tool zur Übermittlung medizinischer Unterlagen zur Verfügung («Modul Berichtstransfer»). Zudem entwickelt der Verband aktuell einen gemeinsamen Medikationsplan, der einen vollständigen und aktuellen Überblick über die medikamentöse Therapie der Patientin oder des Patienten bieten soll. Schliesslich hat CARA am 29. April eine öffentliche Ausschreibung lanciert, um das EPD durch einen gemeinsamen Pflegeplan zu ergänzen. Dieses Tool soll die interprofessionellen Teams bei der Versorgung chronischer oder komplexer Patientinnen und Patienten unterstützen.
[1] Der Nationalrat wird am 11. Mai 2022 die Motion 22.3015 «Elektronisches Patientendossier. Praxistauglich gestalten und finanziell sichern» behandeln, die von der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK-N) eingereicht wurde.