Die Brücke war schon lange ein Traum all jener, die den langen Umweg machen mussten, um vom rechten Saane-Ufer aus Richtung Bulle oder aus dem oberen Sensebezirk in die Stadt zu kommen. Gegen Ende des 19. und Anfang 20. Jahrhunderts wurde dieses Bedürfnis immer dringender. Es gab Petitionen von Gemeinden, Forderungen des Grossen Rates und verschiedene Beschlüsse des Staatsrats. Ende 1913 nahm der Grosse Rat ein Dekret des Staatsrats für den Bau einer Brücke an. Dabei ging es immer um eine Brücke für die Eisenbahn, eine Bahnline Freiburg-Marly-Bulle.
Gebaut in Erwartung einer Bahnlinie
Als es dann Ende 1919 – nach dem Ende des ersten Weltkriegs und nach dem Einsturz der Galteren-Brücke – mit dem Bau der Pérolles-Brücke losgehen konnte, war das Bahnprojekt noch nicht reif. Der Beschluss des Grossen Rates für den Bau der Brücke sah deshalb die Konstruktion einer Strassenbrücke vor, «in Erwartung der Einrichtung der Eisenbahnlinie».
Als die eindrucksvolle und massive Brücke 1922 in Betrieb genommen werden konnte, war sie mit ihren rund 555 Metern Länge die längste der Schweiz. Sie wurde sie in erster Linie von Fussgängern, Fuhrwerken und Velos genutzt. Motorfahrzeuge gab es damals nämlich noch kaum. Das statistische Jahrbuch zeigt, dass es 1922 im Kanton Freiburg 580 Autos, 158 Lastwagen, 417 Motorräder und 79 Motorräder mit Seitenwagen gab. Schweizweit waren erst rund 35'000 Motorfahrzeuge im Einsatz. Dem standen gut zehnmal mehr Velos gegenüber. Verkehrszählungen aus jener Zeit zeigen, dass drei Viertel aller Verkehrsbewegungen auf das Velo entfielen. Die Pérolles-Brücke, so muss man es angesichts dieser Zahlen sagen, war damals also in erster Linie eine Velobrücke.
Teil der TransAgglo
Spätestens seit den 50er-Jahren stand aber das Auto im Vordergrund. 1995 wurde die Brücke dann verbreitert, um dem Velo, dem Busverkehr und den Fussgängerinnen und Fussgängern wieder Platz zu verschaffen. Heute ist die Brücke Teil des Langsamverkehrsnetzes Transagglo, und fünf Bus-Linien führen über die Brücke. Die Zahl der Fahrzeuge, die über die Brücke verkehren, hat sich seit den 90er-Jahren fast halbiert.
Im Frühling 2021 wurde im Grossen Rat ein Postulat eingereicht, das eine direkte Bahnlinie Freiburg-Marly-Bulle vorschlägt. Der Staatsrat hat das Postulat für erheblich erklärt. Er prüft im Rahmen der kantonalen Strategie der Bahnentwicklung für 2040–2050 eine Bahnlinie zwischen Freiburg und Bulle, die direkter ist als die bestehende. Nicht auszuschliessen also, dass dereinst eine Bahnlinie über die Pérolles-Brücke führen wird.