Nach dem Editorial des Kantonsarchäologen, das die Herausforderungen der Kantonsarchäologie im Zusammenhang mit den Grundsätzen der Nachhaltigkeit aufzeigt, zeugt der Kalender des Amtes von der Vielfalt und Vielzahl seiner Einsätze im Jahre 2023. Zwischen der Identifizierung der archäologischen Überreste und ihrer Präsentation, zum Beispiel im Musée romain de Vallon oder anlässlich der Museumsnacht in Freiburg, sind die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie in zahlreichen Arbeitsfeldern gefordert. Diese verschiedenen Aufgaben der Kantonsarchäologie werden im Interesse der gesamten Bevölkerung erbracht.
In den elf Kurbeiträgen der Rubrik «Einblicke» werden die vorläufigen Ergebnisse einiger Ausgrabungen aus dem Jahre 2022 vorgestellt. Die Statistiken des Sektors Archäologie und Territorium verzeichnen 1100 verfasste Gutachten, 420 durchgeführte Interventionen und 84 neu erfasste Fundstellen. Sie verdeutlichen die Arbeitsdynamik bei Ausgrabungen, Bauanalysen und Baubegleitungen.
Die zeitliche und materielle Vielfalt der ausgegrabenen Hinterlassenschaften wird anschliessend kurz dargestellt und reich illustriert: jungsteinzeitliche Eichenpfähle aus Muntelier, vorgeschichtliche Bronzebeile aus Fräschels, der römische Gutshof von Grenilles mit seinen Thermen, Mosaiken und Wanddekors, Relikte aus verschiedenen Epochen aus dem Untergrund von Villaz-Saint-Pierre, antike Gräber von Dompierre, frühmittelalterliche Siedlungs- und Bestattungsspuren in Corminboeuf, die Grabstätten in der Kirche von Hauterive oder das mittelalterliche Burgstädtchen von Arconciel.
Dieser neue Band der FHA umfasst die detaillierte archäologische Auswertung eines Fundes, der von einer Privatperson zwischen La Berra und Le Cousimbert gemacht wurde. Es handelt sich um eine Beilklinge aus geschliffenem Felsgestein, die wahrscheinlich in das Jungneolithikum I, um 4700 bis 4000 v. Chr., datiert. Seine aussergewöhnliche Fundlage rief die Autoren der Untersuchung auf den Plan: Das Stück liegt nicht nur in grosser Höhe auf 1592 m ü. M., sondern auch abseits bekannter Siedlungsspuren aus dieser Zeit. Welche Umstände führten dazu, dass die Ackerbau und Viehzucht betreibende Bevölkerung der Jungsteinzeit diesen Gegenstand verlor oder an diesem Ort platzierte? Die Spezialisten werden Ihnen mehr über diese faszinierenden Beilklinge erzählen, aber auch über die Lebensweise und die möglichen Glaubensvorstellungen der ersten agropastoralen Gemeinschaften unseres Kantons.
Die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie freuen sich, den Leserinnen und Lesern einige Früchte ihrer Arbeit zurückgeben zu können. Sie wünschen eine bereichernde und angenehme Lektüre und erinnern daran, dass das Amt für Archäologie des Kantons Freiburg für alle Fragen zu bekannten oder noch unbekannten archäologischen Kulturgütern – dieser einzigartigen und nicht erneuerbaren Ressource, die der gesamten Freiburger Bevölkerung gehört.– zur Verfügung steht.