Wie funktioniert das Freiburger Schulsystem? An wen kann ich mich bei administrativen Fragen wenden? Wie können Abfälle recycelt werden? Was sind meine Rechte und Pflichten? Im täglichen Leben ist es wichtig, dass alle die praktischen Informationen und das lokale Umfeld verstehen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Diesem Ziel dient die Broschüre «Der Kanton Freiburg heisst Sie willkommen», die bisher in zehn Migrationssprachen und in Leichter Sprache auf Französisch verfügbar war. Neu wird das Angebot durch eine Version in Leichter Sprache auf Deutsch vervollständigt. Die Fachstelle für die Integration der Migrantinnen und Migranten und für Rassismusprävention IMR hat für die neue Broschüre eng mit einer spezialisierten Abteilung von Pro Infirmis Zürich zusammengearbeitet.
Leichte Sprache ist eine Schreibweise, die sich an Personen richtet, denen das Lesen und Verstehen von Standardtexten schwerfällt. Dabei kann es sich um Personen mit einer geistigen Behinderung handeln (für sie wurde die Leichte Sprache ursprünglich entwickelt), oder auch um Personen, die in der Lokalsprache erst über Grundkenntnisse verfügen. Einfache Wörter, kurze Aktivsätze, keine Abkürzungen und Stilmittel (z. B. Metaphern), Verwendung von Beispielen zur Erklärung von komplizierten Wörtern, die sich nicht vermeiden lassen und ein Glossar: So lauten die wichtigsten Regeln, die es zu befolgen gilt. Diese redaktionellen Methoden werden durch eine entsprechende grafische Gestaltung ergänzt: Schriftgrösse, leicht lesbare Schriftart, Verwendung von Farben und Piktogrammen, angenehmes Format, das leicht zu erfassen und zu kopieren ist (z. B. A4) usw.
Komplexer partizipativer Vorgang
Leichte Sprache zeichnet sich aber noch durch ein weiteres Merkmal aus, und zwar der Einbezug der Zielpersonen in die Erarbeitung des Textes. So wird zum Beispiel beim Korrekturlesen sichergestellt, dass das Ergebnis für alle verständlich ist. Die Konzeption eines Textes in Leichter Sprache und seine Übersetzung sind also ein komplexer und partizipativer Vorgang.
Mit der Übersetzung der ersten derart umfangreichen Broschüre (rund hundert Seiten) in Leichte Sprache auf Französisch hatte der Staat Freiburg in der Schweiz Pionierarbeit geleistet. Dieser Rolle wird er nun erneut gerecht, indem er eine zusätzliche deutsche Broschüre in Leichter Sprache und die vollständig überarbeitete Version des französischen Pendants herausgibt. «Die Erarbeitung der neuen Broschüre war eine grosse Herausforderung, und wir freuen uns, sie gemeistert zu haben. Mit diesem neuen Angebot bekräftigen wir unsere Vorbildfunktion und erweitern erneut den Kreis der Personen, die wir erreichen und gut über das Leben in unserem Kanton informieren können», freut sich Staatsrat Romain Collaud.
Zwölf verfügbare Versionen
Die Broschüre ist das wichtigste Instrument des Staates Freiburg für die Information von Personen, die sich in unserem Kanton niederlassen. Verteilt wird sie hauptsächlich von den Gemeinden, wenn sich Neuzugezogene bei der Einwohnerkontrolle anmelden, aber auch von Organisationen und Vereinen, die im Integrationsbereich tätig sind. Die beiden neuen Versionen in Leichter Sprache auf Deutsch und Französisch wurden in einer Auflage von je 2000 Exemplaren produziert.
Die Broschüre «Der Kanton Freiburg heisst Sie willkommen» gibt es nun in den folgenden zwölf Versionen: Albanisch, Arabisch, Deutsch, Deutsch «Leichte Sprache», Englisch, Französisch, Französisch «Leichte Sprache», Persisch, Portugiesisch, Spanisch, Tigrinisch und Türkisch. Die Broschüren sind gratis und können bei der IMR bestellt werden, die der Sicherheits-, Justiz- und Sportdirektion SJSD angegliedert ist.
Grosse Herausforderung für den Staat Freiburg
Von den 345'000 Personen, die auf dem Kantonsgebiet leben, haben derzeit 89'000 eine Migrationsgeschichte. Seit 2014 lassen sich durchschnittlich 15'000 neue Einwohnerinnen und Einwohner pro Jahr (aus dem Ausland oder einem anderen Kanton) im Kanton Freiburg nieder.
Die Begrüssung und Integration dieser Bevölkerungsgruppe stellt für den Staat Freiburg in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht ein wichtiges Anliegen dar. Dies gilt besonders in unserer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, die von wachsender Vielfalt und einer Tendenz zum Rückzug geprägt ist. Unter den Strategien, die für das kantonale Integrationsprogramm (KIP 3) für die Jahre 2024–2027 erarbeitet wurden, nimmt diese Priorität deshalb einen wichtigen Platz ein.